Der neue alte Heimatbegriff

Ich möchte mich ja nun offenbar doch in der Wissenschaft rumtreiben. Da kann es durchaus sein, dass ich mal zeitweilig oder für immer im Ausland lande. Also habe ich durchaus drüber nachgedacht, wann ich die dortige Staatsbürgerschaft annehmen würde und warum.

Eigentlich gibt's da für mich nur zwei Gründe: Ich möchte, wenn ich Steuern zahle, gern mitbestimmen, wofür die verwendet werden. Und ich möchte die Lokalpolitik da mitbestimmen, wo ich wohne (aktuell darf ich das nicht, weil ich hier in BW noch nicht lange genug wohne. Und bei der nächsten Landtagswahl wohne ich wohl nicht mehr hier. Grummel.). Das Fazit daraus ist, dass ich die deutsche Saatsbürgerschaft abgeben würde, wenn ich eine feste Stelle im Ausland hätte.

So eine Motivation ist nicht die, die in den hessischen und baden-württembergischen Fragebögen abgefragt wird. Da wird danach gefragt, ob man eine heimatliche Verbundenheit zum Land teilt (Flüsse und Mittelgebirge), ob man willkürlich ausgewählte Werte teilt, und ob man im deutschen Schulunterricht, wenn es den heute gäbe wie vor 50 Jahren, aufgepasst hat (Kreidefelsen auf Rügen, deutsche Philosophen). Abgesehen davon, dass die hessischen Fragen bildungsbürgerlicher Scheißdreck sind, ist der Heimatbegriff sehr seltsam. Es ist, als müsste man eine besondere Beziehung zu Deutschland haben, um eingebürgert zu werden; als sei ginge es um etwas, das tiefer geht als politische Mitbestimmung.

Dieser Heimatbegriff ist überholt. Heute muss ich mich nicht mehr da "zu Hause" fühlen, wo ich arbeite. "Zu Hause" muss nichtmal ein geographischer Ort sein; oder es können viele geographische Orte sein.

Wie seltsam, dass in einer Zeit, in der mehr und mehr Menschen diese Trennung zwischen Heimat und Wohnort erleben, soviel Wert auf das Zusammenfallen gelegt wird.

Verdammt, vor sechs Jahren habe ich über so eine Kramzeug Klausuren geschrieben. Wenn ich mir das in zwei Stunden überlegen kann, kann es nicht schwierig sein.

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