Irgendwie... beunruhigend
Über den Gleichklang "Dissertand" <--> "Dissidend" zur These gekommen, dass sich das Leben als Doktorand wirklich nicht sehr vom Leben im Ostblock unterscheidet. Man darf nicht unbedingt seine Meinung sagen, muss sie auf jeden Fall mit der "Parteilinie" (Betreuer, Arbeitsgruppe, Community) abgleichen. Ob man verreisen darf, entscheiden andere, und wenn man verreist, muss man danach Berichte darüber schreiben, mit wem man über was geredet hat. Die eigenen Rechte können dauernd und willkürlich beschnitten werden. Man arbeitet eine Menge, bekommt wenig Geld dafür, und am Ende gehört alles, was man macht, der Arbeitsgruppe; man erwirtschaftet kein Eigentum. Dass es einem wirtschaftlich schlechter geht als anderen (nämlich denen in der Industrie), und dass man mit uraltem Material improvisieren muss, wo andere high-tech haben, überspielt man mit Ideologie und kann sich so überlegen fühlen. Alles fing mit hohen Idealen an und funktioniert... nun, nicht so gut. Benimmt man sich daneben, kann man verbannt werden: An unbedeutende Provinzorte, in austrocknende Sonderforschungsbereiche, auf ewige Assistentenstellen.
tallera - 17. Feb, 16:16