Donnerstag, 9. Februar 2006

Darwinia

Ich hatte mir das Buch vor Jahren gekauft, Spontankauf in der Buchhandlung, ohne Informationen darüber zu haben. Ich fand es scheiße. Seltsam wissenschaftskritisch, die Auflösung gefiel mir nicht, das Ende noch weniger. Im Grunde gefiel mir nur die Grundidee und eine wunderschöne Beschreibung der Wissenschaft, wie sie der 14-jährige Guilford Law sieht:
Wissenschaft war nichts weiter als Neugierde... gemäßigt durch Bescheidenheit und durch Geduld diszipliniert.
Wissenschaft hieß Hinsehen -- ein ganz besonderes Hinsehen, wann immer man etwas nicht verstand. Sich die Sterne ansehen zum Beispiel und keine Angst vor ihnen haben, sie nicht verehren, einfach nur Fragenstellen, die Frage finden, die die Tür zur nächsten aufstoßen würde und zur übernächsten.
Kann man kaum besser sagen.

Aber ich habe später viel Gutes über das Buch gehört, es war für den Hugo Award nominiert, also dachte ich mir, ich könnte es nochmal versuchen. Und wie das oft so ist, gefiel es mir diesmal besser. Die Wendungen, die die Geschichte macht, sind toll. Sie fängt an wie eine klassische Abenteuergeschichte des 19. Jahrhunderts, wird deutlicher Sci-Fi, indem sich Anklänge eines anderen Geschichtsverlaufs (mit 1. Weltkrieg usw.) als dem erzählten ergeben, und macht dann einen grandiosen Sprung zu einer Auflösung des Rätsels von Darwinia, die der Leser versteht, aber nicht die Protagonisten.

Und trotzdem... ich mochte das Ende nicht, würde nie Altern und Tod wählen, wenn andere Dinge möglich wären. Außerdem hat mir natürlich meine eigene Idee zur Auflösung (zwei Paralleluniversen haben Kontakt und tauschen Realität aus wie Bakterien DNA) besser gefallen. Die Figuren waren auch alle enorm klischeehaft, besonders die Frauen -- und ja, das stört mich, auch wenn es in der SF sehr weit verbreitet ist. Das passt zwar zum klassischen Abenteuerstoff, muss aber auch nicht sein. Darwinia war seltsam blass, ich hätte mir lebhaftere Beschreibungen, ausgefeiltere Ökologie gewünscht. Aber auch das bin ich gewohnt.

Insgesamt nett, aber nicht so interessant, wenn man die Auflösung kennt, definitiv nichts zum wiederholten Lesen und sich in der dargestellten Welt verlieren. Schade. Die Idee wäre dafür hervorragend geeignet -- man könnte eine Serie draus machen, wenn man wollte.

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