Freitag, 10. Februar 2006

Zitat, verzweifelt gesucht

Ich muss in zwei Wochen einen Vortrag halten, und wenn man da schon erwähnt, das irgendwer irgendwas gemacht hat, sollte man wohl ein Zitat anbringen. Logisch. Erstmal muss man natürlich die Veröffentlichung finden. Sollte eigentlich kein Problem sein, auch wenn man den Autor nicht kennt. Eine andere Gruppe hatte dasselbe Problem zur gleichen Zeit mit einer anderen Methode bearbeitet -- da sollten sich die Gruppen gegenseitig zitieren, das wäre schon guter Stil. Fehlanzeige. Naja, Experimentatoren gab es auch, die müssten doch die beiden Theoriegruppen mal zitiert haben. Nada. Wir wussten, wo die gesuchte Gruppe gearbeitet hat, also Homepage durchsucht. Veröffentlichungen gab es schon, aber nicht die gesuchte. Irgendwer erinnerte sich dann vage, dass vielleicht die Subgruppe von xy verantwortlich war, und der Chef nicht draufstand, und das Ding sich deswegen auf der Seite nicht finden ließ. Also den xy gegoogelt, Tagungsabstract zum richtigen Thema gefunden, mit Referenz, hurra! Nur dass die leider nicht gestimmt hat. Genauer gesagt war sie derart falsch, dass ich mich frage, wie die Jungs das hinbekommen haben. Zufallsgenerator, anyone?

Aber ich rege mich ja nicht auf. Unter den anderen Suchergebnissen (irgendwo auf Platz 12...) war dann ja auch das Paper. Geht doch.

[file under: Living the scientific life. Oder: Verschwendung von Steuergeldern. Aber das ist es sowieso]

Uniformiertes Heldentum

Es lohnt wirklich, Bücher wieder und wieder zu lesen (nein, nicht nur, wenn man gerade in eine neue Stadt gezogen ist und keine Leute zum Ausgehen kennt, auch sonst.). Gestern wieder in Klemperers "LTI" gesehen, und ich finde doch immer wieder Dinge, die mir noch nie aufgefallen sind. Wie zum Beispiel, dass Klemperer (im Vorwort) erklären kann, warum Superhelden komische Klamotten tragen. Weil man Heroismus nur in Uniform gekannt hat, durch die zwei Weltkriege und die Zwischenkriegszeit im öffentlichen Bewusstsein kaum ziviles Heldentum vorkam. Deswegen braucht ein Superheld eine Uniform, auch wenn sie nur seine Zugehörigkeit zu einer Ein-Mann-Armee anzeigt -- als Zivilist, in seinen Alltagskleidern, würde man ihm sein Heldentum nicht genug anmerken.

Die Superhelden kamen aus der Mode, weil man sich an Geheimoperationen, verdeckte Ermittelung und Terrorismus im zivilen Gewand gewöhnt hat im kalten Krieg.

Und vielleicht kommen sie jetzt wieder in Mode, weil der Feind eine Uniform in Form von Bärten, Turbanen und Gewändern hat...

Traumberuf Ghostwriter

So langsam frage ich mich wirklich, ob es nicht eine sinnvolle Berufswahl wäre, Ghostwriter im akademischen Bereich zu werden. Ich frage mich sowieso dauernd, inwiefern man aus meinem sehr breitgefächerten Interessenspektrum etwas machen könnte. Und das wäre definitiv eine Möglichkeit, weite Felder zu beackern. Diplom-, Doktor- und Studienarbeiten schreiben macht Spaß: Man setzt sich mit einem Thema intensiv auseinaner, lernt etwas Neues und kann vorhandene Wissen sinnvoll einbringen. Das macht man zwar auch, wenn man regulär als Wissenschaftler arbeitet, aber nur auf einem eng begrenzten Gebiet. Als Ghostwriter hätte man einen viel weiteren Horizont. Würde ich so etwas anbieten, könnte ich eine Marktlücke füllen, denn für den Naturwissenschaftlichen Bereich gibt es so etwas bisher kaum. Physik und auch Chemie und einiges in der Mathematik könnte ich auf jeden Fall betreuen1, und in den Geisteswissenschaften traue ich mir auch was zu. Eine Zielgruppe wären da sicher BWLer, die gehört haben, dass in den Unternahmensberatungen gern naturwissenschaftlich ausgebildete Bewerber genommen werden. Der Markt wäre also da, die Arbeit würde Spaß machen (ich habe schon jetzt manchmal mehr Freude daran, Ideen für andere Leute zu entwickeln, als für meine eigene Forschung...) -- Also, warum nicht?

Natürlich ist die Frage, ob das nicht unmoralisch sei. Isses wohl auch. Aber nicht viel schlimmer als Abschreiben in der Schule und Uni, und ich habe immer Abschreiben lassen. Und Arbeiten für andere geschrieben. Klar erschleichen sich da Leute eventuell Positionen, auf die andere mehr Anspruch hätten. Aber das zeigt vor allem, dass es idiotisch ist, irgendwas auf Titel oder Noten zu geben, wenn man Leute auswählt. Unmoralischer als bei McK*nsey Unternehmen zu sanieren ist das mit Sicherheit nicht.

Ist doch immerhin mal ne Perspektive für den wahrscheinlichen Fall, keine Stelle zu bekommen, um Forschung zu machen...


1 Man könnte denken, dass man in den Naturwissenschaften Probleme mit experimentellen Arbeiten hat, weil man ja keine Messungen durchführen kann. Aber da wusste eine Kollegin Abhilfe: Simulation. Inklusive gutem Rauschen. Experimentelle Daten aus Diplomarbeiten sind sowieso nicht vertrauenswürdig, also ist das auch egal.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Beispiel:
Habe vor langer Zeit hier mal einen Kommentar dazu...
gast - 29. Mär, 13:12
Der neue alte Heimatbegriff
Ich möchte mich ja nun offenbar doch in der Wissenschaft...
tallera - 22. Mär, 14:36
Schachtelhalm und der...
Ich glaube, das Gefühl, dass die Welt viel größer und...
tallera - 22. Mär, 10:27
Noch mehr Paralleluniversen
Warum habe ich auf diese Geschichte eigentlich mit...
tallera - 22. Mär, 10:16
Die Jugend von heute
oder: Some things never change Neulich zum ersten...
tallera - 14. Mär, 16:32

Suche

 

Status

Online seit 6676 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 30. Mär, 10:22

Credits


der ganze Rest
Random Theories
Science Fiction
Und das von meinen Steuergeldern...
Wochenschau
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren